Video Objektiv vs. Foto Objektiv

Was ist ein Video Objektiv.

Der Markt ist im Umbruch und immer häufiger wird Video zum Mittel der Wahl um Emotionen zu transportieren.
Viele Enthusiasten und Profis haben schon eine Kamera, mit der amtliche Videoqualität erzeugt werden kann.
Doch, was ist mit den Objektiven? Welche technischen Unterschiede gibt es zwischen Film- und Foto-Objektiven?
Wir bringen Licht ins Dunkel.

Fokussierung:

Bei allen Autofokus-Objektiven für die Fotografie handelt es sich heute um sog. Fokus by Wire Ausführungen, was bedeutet, dass die Bewegung, die wir auf den Fokusring ausüben, erkannt und dann durch einen Motor in die Fokussierbewegung der Linsen umgesetzt wird.
Videoobjektive hingegen sind immer mit mechanischer Fokussierung entwickelt, die eine weiche und konstante Bewegung ermöglicht. Hierzu sind Videoobjektive mit einem 0,8 mm genormten Getriebe-Zahnkranz ausgestattet, der in der Filmindustrie zum Standard gehört und daher in jedem Setup an einen sog. Folow Focus angeschlossen werden kann.

video Objektiv

Bei der Scharfeinstellung gibt es aber noch andere Unterschiede.

Der Fokusweg (Naheinstellgrenze – Unendlich) ist bei jedem Foto-Objektiv unterschiedlich und meist kurz . Bei Filmobjektiven einer Serie ist hingegen der Fokusweg gleich und meistens lang. Eine Veränderung des effektiven Fokusweges wird über die Getriebeübersetzung im Follow Focus erzielt. Häufig ist es zudem noch so, dass sich bei Foto-Objektiven die Geschwindigkeit der Drehbewegung am Fokusring auf die Skalierung des Fokusweges auswirkt (schneller Dreh = kürzerer Fokusweg).

Ein weiterer Unterschied ist der so genannte Focal Shift beim Zoomen.

Dieser bewirkt, dass sich bei Fotoobjektiven die einmal eingestellte Schärfe-Ebene durch eine Zoomfahrt nach hinten verlagert und dadurch unerwünschte Unschärfe ergibt. Dieser Effekt tritt bei Video-Objektiven nicht auf, da die Fokussierung intern beim Zoomen korrigiert wird.

Ein weiterer lästiger Effekt bei Foto-Objektiven ist das Focus Breathing, ein störendes Atmen oder Pumpen. Dieses bewirkt, dass sich der Bildwinkel bei der Fokussierung mehr oder weniger stark verändern kann. Dieses Problem taucht bei Videoobjektiven so gut wie nicht auf.

Auch beim Zoomen ergeben sich Unterschiede zwischen den Objektiv-Typen. Der gravierendste ist wohl die Mittelachsenverschiebung. Sie bewirkt, dass bei Fotoobjektiven nicht präzise auf der Mittelachse gezoomt wird. Dieser Effekt ist für die Fotografie unerheblich, da das Motiv vom Fotografen wieder in die Mitte gerückt werden kann bevor er auslöst. Doch beim Filmen ist dieser Effekt sehr störend da bei einer Zoomfahrt so zusätzlich ein präziser Schwenk durchgeführt werden müsste der diesen Fehler ausgleicht. Bei Video-Zoomobjektiven ist auch der Zoom-Ring mit einem genormten 0,8 mm Getriebe-Zahnkranz ausgestattet, so dass er fremdgesteuert werden kann. Dadurch werden elektronisch ferngesteuerte Zoomfahrten möglich.

Ein nächster wichtiger Unterschied ist die Irisblende.

Bei Foto-Objektiven wird für die Blende der Wert F angegeben. Dieser Wert errechnet sich aus der Brennweite geteilt durch Öffnung des Diaphragmas. Für die Berechnung der Tiefenschärfe ist das vollkommen ausreichend, doch es berücksichtigt nicht den Transmissionswert (Lichtdurchlass), der bei jedem Objektiv anders ist.
Daraus würde sich beim Schnitt zwischen zwei Filmkameras oder dem Wechsel zwischen zwei unterschiedlichen Objektiven ein störender Helligkeitsunterschied bei gleicher F-Blende ergeben. Bei der Fotografie ist auch das kein Problem, da nur Einzelbilder erzeugt werden, bei denen die Belichtung individuell ermittelt wird.
Beim Filmen dagegen ist ein Helligkeitsunterschied innerhalb einer Szene hingehen extrem störend. Daher wird bei Videoobjektiven nicht F sondern T als Blende angegeben, was den Lichtdurchlass eines jeden Objektives berücksichtigt. T 2,9 ist dadurch bei jedem Objektiv ohne eine Belichtungskorrektur gleich zu verwenden.

Sie merken schon:

der Teufel steckt im Detail, und möchte man unbeschwert arbeiten, ist das richtige Videozoom vielleicht doch mal einen Blick Wert. Als günstige Alternative werden häufig Manuell-fokus Festbrennweiten aus den analogen 1970er und 80er Jahren benutzt, da sie wenigstens mit einem mechanischem Fokussierweg ausgestattet sind. Dies ist für einen günstigen Einstieg oft ein guter Tipp, wenn die Qualität stimmt.