Jetzt aber zum eigentlichen Grund meines Berichtes. Olympus OMD-M1. Bisher waren Systemkameras ausschließlich mit Autofokus Systemen ausgestattet die mit dem Kontrast System arbeiteten. Diese Art AF hat vor Jahren noch Nachteile in der Geschwindigkeit gehabt da eine hohe Rechenleistung erforderlich ist. Die Genauigkeit ist aber heute schon höher als bei vergleichbaren SLR Modellen. Hier verweise ich auf den großen AF Test in der Zeitschrift Color Foto. Doch jetzt geht Olympus den Königsweg. “ Olympus Dual Fast AF“ – Hierbei handelt es sich um das schnellste Autofokussystem, das Olympus je verbaut hat. Sogar bei Verwendung der Four-Thirds Objektive, aus den älteren SLR-Serien die über den MMF3 Adapter angeschlossen werden können, ist dieses System einfach nicht zu toppen. Die Kamera erkennt, welche Art von Objektiv verwendet wird und schaltet auf die passende AF Technologie um. Beim Phasen Detektions -AF stehen maximal 37,beim Kontrast AF sogar 81 Fokuspunkte zur Verfügung, die auch einzeln ausgewählt werden können, um eigentlich in jeder erdenklichen Bildsituation selbst zu entscheiden was bildbestimmend und damit scharf sein soll. Das waren erst mal interessante Fakten, doch wie sieht es in der Praxis aus ? Ich konnte die Kamera in den letzten 2 Tagen ausgiebig testen und meine Eindrücke mit den angepriesenen Funktionen vergleichen. Für mich sind 4 Eigenschaften einer Digitalkamera kaufentscheidend.
- Klares und großes Sucherbild mit realistischer Wiedergabe von Farbe und Helligkeit
- Manuelle Fokussierung.
- Einfache Bedienung der klassischen Kamera Einstellungen ( Zeit Blende Empfindlichkeit)
- Stimmige robuste Verarbeitung in annehmbarer Größe.
Ich verzichte hier jetzt absichtlich auf Dinge wie Bildqualität und Geschwindigkeit, da es in der Klasse eigentlich keine schlechten Modelle mehr gibt. Da lasse ich die Testbilder mal für sich sprechen.
Punkt 1 hat mich bis jetzt immer von Systemkameras ferngehalten und daher fange ich auch hiermit an. Ich frage mich häufig ob ich mit meiner Meinung, dass der Sucher eines der wichtigsten Element einer Kamera ist, alleine da stehe. Selbst die meisten echten D-SLR Kameras haben für mich keine optimalen Sucher. Zu dunkel sind die Mattscheiben, zu klein das Sucherbild. Für mich absolut unverständlich, da es vor 30 Jahren schon Kameras gab die das perfekt machten. Der Sucher einer Minolta X 700 (die damals eine Amateur Kamera war, ist heller und brillanter als alles was Canon und Nikon heute bis 2500 € anbieten. Ich stehe daher verständlicherweise einem elektronischem Sucher doppelt skeptisch gegenüber. Doch manchmal muss man eine liebgewonnene Meinung revidieren. Das muss ich eindeutig bei der neuen Olympus. Der Sucher ist 1,3x so groß wie bei einer APS-C D-SLR. Das alleine ist zwar gut aber die Auflösung ist eigentlich noch wichtiger. Hier hat Olympus ins Schwarze getroffen. Die 2.3 Millionen Bildpunkte sind einfach überzeugend. Das Bild ist hell, klar und farbintensiv. Nichts ruckelt, nichts flackert, und die Verzögerung von 25ms sind unmerklich. Jetzt bin ich bereit, auch einen elektronischen Sucher zu benutzen, denn er hat natürlich einen entscheidenden Vorteil. Mit ihm kann man jegliche Einstellung der Kamera kontrollieren bevor man die Aufnahme macht. Das hört sich nicht so spektakulär an wie es ist. verändert es doch das fotografieren grundlegend. Perfekte Schärfentiefenkontrolle, und exakte Einstellung der Belichtung nach meinen Wünschen. In der Praxis bedeutete es das ich eigentlich nur noch im voll manuellen Modus fotografiert habe, weil die Gestaltung so viel Spaß gemacht hat wie selten. Wolkenstimmungen exakt belichten, Reflektionen gekonnt inszenieren, Schatten mit der richtigen Zeichnung versehen. Darauf kommt es bei der Komposition an. So kann ich das mit einer DSL-R nicht.
Punkt 2. Erst berichte ich wie gut der AF funktionieren soll, und dann komme ich mit manuellem fokussieren? Ja, denn auch hier ist das Highlight wieder der Sucher. Bei allen mir bekannten Systemkameras ist die MF Funktion immer eine Krücke. Man muss sich mit Sucherlupenvergrösserung rumschlagen da die Auflösung der Sucher sicheres scharfstellen nicht möglich macht. Da der Sucher der Olympus aber größer ist und die Auflösung hoch genug, kann man hier sicher scharfstellen ohne Hilfsmittel zu brauchen.
Punkt 3 und 4. Es scheiden sich die Geister bei der Art der Bedienkonzepte in zwei Lager. Die einen möchten möglichst viele Funktionen direkt auf der Oberfläche der Kamera mit einzelnen Tasten und Rädern einstellen können, die anderen favorisieren Multifunktionsbedienelemente. Olympus geht hier eher den ersten Weg, lässt aber durch umfangreiche Custom Bedienelemente eine bedürfnisangepasste Programmierung zu. Ich persönlich stehe eher auf weniger Knöpfe, war aber auch nicht überfordert. Das Gehäuse der Kamera ist wertig verarbeitet und mit dem Handgriff weder zu klein noch zu groß. Es liegt gut in der Hand und ist durch seinen Spritzwasserschutz auch bei irischem Wetter ohne Bedenken zu verwenden. An dieser Stelle muss ich auch einmal auf die Objektive zu sprechen kommen.
Im Kit gibt es die Kamera mit einem M.ZUIKO DIGITAL ED 12-40mm 1:2.8 das ist eq. zu KB ein 24-80 mm und das mit durchgängiger Blende 2,8 und einem M.ZUIKO ED 12-50 mm 1:3.5-6.3 EZ eq. zu KB 24-100. Allein der Preis ist schon ein Knaller!! Kein anderer Hersteller hat ein Standard-Zoom in der Klasse zu diesem Preis. Bei Canon oder Nikon kostet es fast das Doppelte, von Größe und Gewicht gar nicht zu sprechen. Ich weiß zwar nicht ob es in den Messungen genauso gut ist wie ein Canon 2,8 L IS USM, doch weiß man das Olympus bei optischen Leistungen bis jetzt selten hinter den Mitbewerbern angesiedelt war. Was ich über die andern Linsen zu berichten weiß ist schlicht und ergreifend super. Das 1,8 75mm und das 1,8 45mm durfte ich beide nutzen und bin von Verarbeitung und Schärfeleistung absolut überzeugt. Auch das 12-50mm entspricht meinen Erwartungen und ist auch manuell zu fokussieren. Ein sehr schönes Objektiv, da man nicht mehr merkt das es Fokus bei Wire ist, sondern sich verhält wie ein direkt mechanisch fokussiertes Objektiv.
An dieser Stelle auch noch mal mein Eindruck zum AF System, das ich überwiegend mit den neuen Mikro 4/3 Objektiven getestet habe. Bei AF Systemen ist wohl die häufigste Fehlerquelle der Benutzer. Und das, weil die schnelle und präzise Nutzung nicht ganz so einfach ist. Insbesondere bei hochgezüchteten Boliden wie der 5D MK III von Canon gibt es einen eigenen AF Leitfaden der sich über 40 Seiten erstreckt und auch für mich nicht intuitiv zu bedienen ist. Bis in diese Regionen dringt eine M1 nicht vor und das ist auch nicht ihre Preisklasse. Doch gefühlt ist sie für einen Laien einfacher und schneller zu kontrollieren als eine doppelt so teure D-SLR. Insbesondere die Gesichtserkennung ist phänomenal schnell und präzise. Sie trift das Auge und nicht die Augenbraue. Was mir bei D-SLR Systemen ständig passiert. Das liegt wohl an der kleineren Messbasis der AF Felder. Die reine Einstellgeschwindigkeit ist übrigens technisch bedingt schon schneller als bei Vollformat Objektiven, da die zu bewegende Masse um einiges kleiner ist. Natürlich ist auch mit diesem AF System bei Sportaufnahmen nicht jeder Schuss ein Treffer, und ein wenig Übung hat Technik noch nie wettgemacht. Doch mit dieser Kamera werden die Ergebnisse in der Automatik wirklich gut.
Eine wichtige Anmerkung auch noch zu der Verwendung von älteren E- Serie Objektiven. Olympus spendiert jedem M1 Käufer den Adapter, den er zur Verwendung der 4/3 Objektive an einer Mikro 4/3 Kamera braucht. Das zeigt, wie Olympus seine Kunden behandelt, vorbildlich!!
Es gibt noch vieles zu berichten, ob es nun die Artfilter sind oder doch das niedrige Bildrauschen. Ich empfehle ihnen aber folgendes, leihen Sie sich einfach die Kamera für ein Wochenende und überzeugen Sie sich selbst. Die Verleihaktion startet Mitte Oktober wenn die ersten Modelle kommen.
Die Test Bilder sind in RAW aufgenommen worden dann in .tif konvertiert und der Größe wegen in .jpg abgespeichert. Bei Interesse erhalten sie aber auch gerne die RAW Dateien.
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